Barrierefreie Türen nach DIN 18040

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es ca. 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland (Stand:2022). Das entspricht knapp 10 % der deutschen Gesamtbevölkerung und es sollten wichtige Anforderungen berücksichtigt werden. Trotz eventuellen Handicaps sollten etwaige Barrieren so weit wie möglich minimiert werden.
Wenn wir nun einen Ein- oder Durchgang betrachten, sollte dieser für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sein. Wir recherchieren für Sie: Was macht also eine barrierefreie Tür aus?

In Deutschland gibt es für Vieles bereits genormte Festlegungen, so auch in diesem Thema:
In der DIN 18040 finden wir Angaben, die sich mit dem barrierefreien Bauen beschäftigen und Anforderungen festschreiben:

Die Maße sind entscheidend

Die ersten wichtigen Eigenschaften einer Tür stellen vor allem die Breite aber auch die Höhe dar. Im Innenraum gilt eine Innentür ab 80 cm lichte Breite als ‚barrierefrei‘ und ab 90 cm als ‚für Rollstuhlfahrer geeignet‘. Eine Außentür, also Haus- und Nebeneingangstür gilt ab 90 cm als ‚barrierefrei‘. Als lichte Höhe über dem Fußboden gilt eine Mindesthöhe von 205 cm. Die Leibungstiefe darf nicht mehr als 26 cm betragen.

Flache Bodenschwelle und Sicherheitsglas

Stufenloser Zugang

Eine barrierefreie Tür muss sicher und einfach zu passieren sein. Nicht zulässig sind Bodenschwellen oder untere Türanschläge. In Ausnahmefällen, also sollte es technisch nicht anders zu lösen sein, darf die Schwelle bzw. Anschlag maximal 2 cm hoch sein.

Denkbar sind hier leicht überquerbare Konstruktionen, wie abgerundete oder angeschrägte Schwellen, aber auch smarte Lösungen. Verschiedene Möglichkeiten wie automatisch-absenkbare oder magnetisch-verdichtende Schwellen gibt es ebenfalls im Handel.

Gut erkennbar: von der Masse abheben

Eine Tür sollte auch bei schlechter Sicht / Beeinträchtigung des Sehvermögens als eine solche erkannt werden. Eine kontrastreiche Abhebung vom Umfeld ist hier wichtig. Für Menschen mit Sehbehinderung wird eine leicht erkennbare (Farb-)Gestaltung zur Orientierungshilfe notwendig.

Glastür: Durchblick und Sicherheit

Bei voll oder teilweise verglasten Türen gibt es weitere Aspekte, welche beachtet werden müssen. Das Glas sollte mindestens ESG (Einscheibensicherheitsglas) besser noch VSG (Verbundsicherheitsglas) zertifiziert sein. Schnittverletzungen bei Bruch des Glases sind somit nicht möglich.

Handelt es sich um eine Vollglastür wird zudem eine Kennzeichnung unabdingbar. Die Fläche muss mit einem starken Kontrast versehen sein. Sicherheitsmarkierungen sollten über die gesamte Breite und im Wechsel angebracht werden, damit wechselnde Lichtverhältnisse erkennbar sind.

Gut erreichbar und leicht bedienbar

Ein breiter Weg und Platz vor und neben der Tür sind wichtig.

Leicht zu öffnen, leicht zu schließen. Ideal ist eine Tür, die sich automatisch öffnen lässt. Es gibt aber auch sogenannte Wenig-Energie/ „Low-Energy“-Türen. Mit wenig Kraftaufwand kann so auch eine schwere Haustür mit Leichtigkeit geöffnet bzw. geschlossen werden. Wurde ein Türschließer verbaut, wird empfohlen eine Schließverzögerung anzubringen.

Griffe und Türdrücker: mehr als nur schickes Zubehör

Für manuell bedienbare Türen gilt prinzipiell eine Greif bzw. Bedienhöhe von 85 cm. In begründeten Ausnahmefällen gilt eine maximale Höhe von 105 cm.

Um das Risiko einer Verletzung zu minimieren, sind abgerundete Türgriffe von Vorteil. Hierbei eignen sich bogen- oder u-förmige Bügel, aber auch senkrechte Griffe. Hierbei steht die Form mit guter Greif- bzw. Bedienbarkeit vor der Funktion. Die Höhe der Anbringung unterscheidet sich hierbei nicht. Aber auch hier gilt: der Griff bzw. Drücker sollten sich vom Rest visuell unterscheiden und auch bei schlechtem Licht leicht erkennbar sein. In das Türblatt eingelassene Griffe oder Mulden sind hier ebenso ungeeignet wie Drehknöpfe.

Die Anbringhöhe eines Tasters bei automatischen Türsystemen wird ebenfalls bei 85 cm festgeschrieben.

Bei Schiebetüren:

– mit seitlicher Anfahrt: darf der Abstand zur Hauptschließkante nicht weniger als 50 cm betragen.
– mit frontaler Anfahrt: gilt ein beidseitiger Mindestabstand von 150 cm. Bei Drehflügeltüren mit frontaler Anfahrt liegt der Mindestabstand zur Öffnungsrichtung 250 cm und zur Schließrichtung 150 cm.

Zuschließen und schließen lassen

Um eine schnelle Orientierung zu gewährleisten können Rosetten und Schlösser farblich kontrastreich gekennzeichnet werden. Ideal ist ein beleuchteter Ring um die selbige. Dieser kann auch bei schlechtem Licht leicht erfasst werden und die Tür ist im Nu auf.

Und so schnell ist die Tür dann auch schon wieder zu. Immer wieder werden Schlüssel von Innen ins Schloss gesteckt und verschlossen. Das hat Vor- und Nachteile. Bei Notfällen zum Beispiel ist es eher schlecht. Manche Türen können mit gestecktem Schlüssel nur gewaltsam geöffnet werden. Das verursacht Schäden und kostet bares Geld. Das Anbringen eines Knaufzylinders zum Beispiel kann das verhindern. Es steckt innen kein Schlüssel und die Tür kann von außen aufgeschlossen werden. So wird im Inneren dann kein Schlüssel mehr benötigt, denn durch praktisches Drehen ist die Tür zu. Ebenso bietet ein elektrischer Türöffner Vorteile zum schnellen – im Notfall wichtigen – Öffnen.

Zubehör

Ist ein Türöffnungsbegrenzer nötig, sollte dieser nicht wie normalerweise auf den Fußboden, sondern direkt am Türblatt angebracht werden. So gibt es keine unnötigen Stolperfallen und zudem wird die Reinigung des Bodens erleichtert. Ebenfalls ist eine Fußmatte eine Stolperquelle und kann mitunter auch zu einer unüberwindbaren Barriere werden. In den Boden eingelassene Matten behindern hingegen weniger.

Verfügt die Tür über einen Spion, sollte dieser in der Höhe 120 cm angebracht werden. Außerdem sind Beschilderungen ebenfalls von 120 bis 140 cm anzubringen.

Ein Gewinn für Alle

Nicht nur Menschen mit Einschränkungen erhalten Nutzen von einer barrierefreien Umgebung. Immer mehr Situationen treten länger- oder kurzfristig in unser Leben, in denen wir von Barrierefreiheit profitieren können.

  • Kinder: Denken wir nur an das Schieben von Kinderwagen. Wie oft quetschen sich junge Mütter durch Türen, welche schwer zu erreichen oder zu öffnen sind.
  • Reisegepäck: Wir kommen aus dem Urlaub und ziehen schwere, dicke Koffer hinter uns her.
  • Möbelstücke: Haben Sie schon einmal versucht einen großen Kühlschrank oder ein anderes Möbelstück durch enge Ein- oder Durchgänge zu manövrieren?

Oft treten lebensverändernde Ereignisse abrupt ins Leben. Von einem auf den anderen Tag bedarf es einer grundsätzlichen Umstrukturierung. Bauen Sie jetzt schon barrierefrei und investieren Sie in eine komfortable Zukunft, ohne Hürden und Einschränkungen.

Kleiner Tipp: Die KFW bezuschusst den Umbau/Einbau von barrierefreien Türen.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestehende-Immobilie/F%C3%B6rderprodukte/Altersgerecht-Umbauen-Investitionszuschuss-(455)/Variante-2-455-B.html

Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit der inhaltlichen Fakten. Wir weisen auch darauf hin, dass sich die Gesetzteslage stetig ändern kann. Es ist wichtig sich ebenfalls über regionale Vorgaben zu informieren, die können je nach Land oder Kummune variieren.

Quelle/Bildnachweise:
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